
Wildnis überall
Mit eine der begrüßenswerten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ist, dass auch im Kinder- und Jugendbuch weniger über Marginalisierung und Diskriminierung geschrieben wird und stattdessen immer mehr von Angehörigen betroffener Menschengruppen selbst. In Wild Song nimmt uns die Philippinin Candy Gourlay, immer eng an historischen Fakten entlang, mit auf eine furchtbare Reise: vom philippinischen Bontok nach Louisiana, erst eingepfercht im Überseedampfer, dann in einem ungeheizten Viehwaggon, immer begleitet von johlenden Gaffern. Die Unterbringung in einem Kulissendorf, die dauernde Selbstzurschaustellung, bei der die Darbietungen stets dem Zuschauergeschmack angepasst werden, aber immer schön indigen aussehen müssen. Wie die Igorot, so die abschätzige Fremdbezeichnung, ausgebeutet werden, unentwegten Rassismen, Chauvinismen und Gewalt ausgesetzt sind. Das alles wäre nahezu unerträglich, hätte Candy Gourlay ihrer Protagonistin, die all das ihrer verstorbenen Mutter erzählt, nicht eine wunderbar lakonische und doch herzliche, so selbstbewusste wie sensible Stimme verliehen.